Internationale Gäste: Bill & Gretchen Roper

Bill und Gretchen Roper sind Filker. Wie so viele Dinge, die sie betreffen, ist die Geschichte, wie sie dahin gekommen sind, komplex.

Gretchen kam zuerst zu Filk, wuchs in einer Familie auf, in der das verstümmeln von Liedtexten eine Art Sport waren. Ihr Bruder war eines der Gründungsmitglieder von General Technics, einer fannischen Gruppe mit einer eigenen Filk-Tradition, die viel Zeit damit verbrachte, im Kreis herumzusitzen und lustige Lieder zu bekannten Melodien zu singen. Gretchen wurde irgendwann auch Mitglied dieser Gruppe.

Bill fuhr unterdessen 1976 zu seiner ersten Worldcon in Kansas City, fand sich mit Buck, Juanita und Bruce Coulson in einer Fahrgemeinschaft wieder und wurde von Bruce zu seinem ersten Filkcircle geführt, der eigentlich nur nach seiner Mutter suchte. Bill fand das ziemlich cool und auf seiner zweiten Convention – Chambanacon – lieh er sich ein paar Monate später eine Gitarre und sang eine schlechte Parodie von „Gentle on My Mind“. Ihm wurde seitdem dafür verziehen.

Irgendwann in den nächsten Jahren begann Bill, ernsten oder „Ose“ Filk zu schreiben (wie in „Ose, Ose, and more-Ose“). Damit war er eher erfolgreich als mit Humor.

Bill und Gretchen trafen sich 1980, als er nach Chicago zog, um seinen dritten Abschluss zu machen. Gretchen wird mit den Worten zitiert: „Er ist ein pompöser Dumkopf, aber er spielt ganz gut Gitarre.“ Nachdem sie Bills Lied „The Wind From Rainbow’s End“ einmal zu viel gehört hatte, schrieb sie den Text für „Library Song“, überreichte ihm diesen und bat ihn, ihn zu Musik zu setzen. „Klar,“ sagte Bill – und vergaß dann prompt den Text mit nach Hause zu nehmen. Nach einer angemessenen Menge an um-Verzeihung-bitten gab Gretchen ihm eine weitere Kopie des Textes und er vertonte ihm (laaangsam) – und somit entstand die erste musikalische Zusammenarbeit der beiden.

Gretchen teilte sich einen Hucksterstisch (einen Verkaufsstand auf Conventions, Anm. d. Ed), ‚The Secret Empire‘, mit einem Geschäftspartner, der Fantasie-Stofftiere verkaufte, die von Gretchen genäht und entworfen wurden, sowie verschiedene andere Dinge. Leider verdiente der Stand nicht genug Geld und sie beschwerte sich bei Bill darüber. Anstatt einfach nur mitfühlend zu sein, lies Bill sie wissen, dass einer der örtlichen Filk-Händler aus dem Geschäft ausgestiegen sei, und so könnte Gretchen doch Filkkassetten verkaufen –  diese seien klein und leicht und hätten eine ordentliche Gewinnspanne.

„Aber, Ropey, ich weiß nichts über Filkkassetten .“

Also bekam Bill eine Lieferung von Filkkassetten und sie verkauften diese 1986 gemeinsam auf der Conclave. Nach der Convention sagte Gretchen: „Und was machen wir als nächstes, Partner?“

Nun, das erste war, den anderen – ursprünglichen – Tisch-Partner aus dem Vertrag heraus zu kaufen. Die zweite Sache war, mehr Filkkassetten zu besorgen. Und mehr Filkkassetten . Und noch mehr Filkkassetten .

Nicht lange danach bemerkten sie, dass der Mittlere Westen sicher einen Filk-Produzenten gut gebrauchen könnte. So verwandelten sie ‚The Secret Empire‘ in ‚Dodeka Records‘ und begannen ihre eigenen Filkkassetten  – und später CDs – zu produzierten. Ein kleines Filk-Verlags-Imperium zu gründen entpuppte sich als eine wunderbare Entschuldigung dafür, dass Bill coole Audio-Ausrüstung kaufen konnt und – schließlich – sogar CDs von Bills (und Gretchens!) eigener Musik produzierte.

Irgendwann während dieser Zeit fanden sie heraus, dass es ihnen viel besser gehen würde, wären sie nur miteinander verheiratet – und so taten sie dies dann auch. Ihre Freunde wunderten sich, wieso sie so lange für diese Erkenntnis gebraucht hatten.

Es war nicht lange nach ihrer Hochzeit, dass sie als Filk Gäste zu einer lokalen Convention eingeladen wurde. „Habt ihr irgendwelche Duette?“ wurde Gretchen im Vorfeld gefragt.

„Nein“, antwortete Gretchen.

„Nun, dann könntest ihr doch eines schreiben, oder?“

Und so schrieben sie ein Duett namens „Brain Sludge“.

Und dann schrieben sie noch ein paar Duette, darunter „My Husband, the Filker“, das einen Pegasus Award für das beste humorvolle Originallied gewann – und „Apology“, was eine gewisse Anziehungskraft auf verheiratete Paare, Filker, Fans, und nicht-Fans zu haben scheint.

(Bill und Gretchen müssen mehr Duette schreiben. Aber es war viel los in letzter Zeit.)

Dann gab es die Zeit nach ihrer Hochzeit, als Gretchen Bill ansah und sagte: „Wenn du zu glücklich bist, um Ose zu schreiben, kann ich was dagegen tun.“

Bill nahm sich diese Warnung zu Herzen und schrieb weiterhin eine passende Anzahl von Ose (oder einfach nur ernsthaften) Songs. Und Liebeslieder. Weil es wichtig ist, daran zu denken, weiterhin Liebeslieder zu schreiben, auch nachdem du verheiratet bist.

Bill und Gretchen haben zwei nicht mehr ganz so kleine Mädchen, Katie und Julie, die auch Sänger und Songwriter werden. Katie begann damit, als sie vom Kindergarten nach Hause kam und verkündete: „Frau Schaefer ist traurig darüber, dass sie keinen eigenen Titelsong hat. Wir sollten einen für sie schreiben.“ Es gibt jetzt einen ganzen Zyklus von Liedern für Katies und Julies Grundschullehrer, von denen einer auch auf Tim Griffins Liste von Liedern für ein zukünftiges Album steht.

Das neueste Mitglied des Roper-Haushalts, Ruby the Dog, singt auch, aber nicht auf einer Tonlage mit irgendeinem der Menschheit bekannten Instrument.

Bill und Gretchen sind beschäftigt. Und sie singen weiter, schreiben weiter, und verkaufen Filk.

Das Frühlingsfest der Filksmusik