Ehrengäste: Loewenthal

Ihre ersten Lieder hat Silva mit 7 Jahren geschrieben – und dachte, das machen alle. Eigentlich seltsam, denn im Grunde ist sie eine Muggelgeborene, was Musik anbelangt. Ganz im Gegensatz zu Kjenjo, seine Eltern haben sich in einem klassischen Chor kennengelernt und es schallte fast durchgehend Klavier- oder Flötenmusik durchs Haus. Im Grund hat man da nur zwei Möglichkeiten: Durchdrehen, oder selbst Musiker werden. Kjenjo hat beides geschafft. Strafverschärfend war seine Mutter Flötenlehrerin – und so bekam Kjenjo von Kindesbeinen an Flötenunterricht, sicherlich völlig freiwillig. Seine Mutter war sehr verwundert, als sie nach 5 Jahren heraus fand, dass er noch immer keine Noten lesen konnte – er hat einfach alles auswendig gespielt. Die Flötenstudien und ein Jahr Gitarrenunterricht ebneten ihm den Weg zu einer Karriere als Sänger und Bodhrán-Spieler. Na gut, ein bisschen Gitarre spielt er auch, das hat ihm der Unterricht glücklicherweise nicht austreiben können. Dadurch ermutigt absolvierte er eine Ausbildung in Bühnenquatschologie bei der Vegetarier-Band Cha Feóil. Später verfeinerte er diese hohe Kunst in seinem Funfolk-Projekt Folk Factory. Silva hat derweil mit 13 ihr musikalisches Talent wieder entdeckt und wurde sich darüber klar, dass sie ihren Traum von einer Band nur erfüllen kann, wenn sie vorher ein Instrument lernt. Mit Hilfe einer vom Speicher geretteten Gitarre und Peter Burschs grandiosem Selbsthilfe-Werk setzte sie das entschlossen in die Tat um. Dass der Gesang einmal ihr Hauptinstrument werden sollte, ahnte sie damals noch nicht. Peter hat auf der Begleit- CD auch mitgesungen, also dachte sie, das gehöre wohl so. Dieses Versehen machte sie dann später mit Gesangsunterricht zur puren Absicht. Bis dahin wurde sie mit ihrer ersten Band „Vögeln im Atomkraftwerk“ der Schrecken aller Parties und fing dann aus selbst-therapeutischen Gründen an, eigene Lieder zu schreiben. Es folgte für viele Jahre ein ernsthafteres Projekt mit einer anderen Songwriterin, die sie ermutigte ernsthaft mit dem Singen weiter zu machen. Schließlich traf sie auf Peredar – und Thesilée, die sie unter dem Deckmantel Autorenabende mit ihr machen zu wollen in die phantasiebunte und sternenfunkelnde Welt des Filks entführte. Damit war ihr Schicksal besiegelt.

© Schattenweber; Foto: Michael Meister

Silva und Kjenjo begegneten sich auf der Filkcon 2002. Der Plan gemeinsam Musik zu machen scheiterte beinahe an der Entfernung (450 km) zwischen ihnen. Zum Glück hatte Kjenjo keine Ahnung wo Krefeld lag und behauptete prophylaktisch: „Ach, das ist doch nicht weit!“ Mittlerweile sind die beiden seit fast 18 Jahren zusammen und leben in einem efeuumrankten Häuschen in Lüneburg, wo sie Gitarre und Gesang unterrichten. Im Laufe der Jahre haben sie mit diversen Musikprojekten die Lande verunsichert. Lord Landless mit Peredar und Thesilée wurde so berühmt, dass die Wellen des Atlantik sie auf ihrer Welttournee bis ins völlig ausverkaufte Pittsburgh zur Confluence trugen. Kleinere Erfolge feierten sie mit ihrer Band Schattenweber in der Mittelaltersszene. Unter anderem war da das Festival Mediaval, wo In Extremo als ihre Vorband auftrat…oder war es umgekehrt? Aber das wisst ihr ja alle. Geradezu episch waren die zwei CD-Release-Partys, bei denen immer etwas glorreich schief lief. Bei der ersten verlor Silva zeitweilig ihre Stimme, bei der zweiten war die CD noch nicht fertig. Spaß hatten sie trotzdem – oder erst recht – insbesondere mit dem wunderbaren Chor, der sich zu mindestens 50% aus Filkern zusammensetzte. Denn den filkischen Wurzeln ihrer ersten Begegnung sind die beiden immer treu geblieben. Was die anderen Schattenweber nie wussten – mit dem als „Fantasyfolk“ getarnten Projekt verfolgten Kjenjo und Silva den perfiden Plan mittels Filk die Weltherrschaft zu erringen, was aber leider an Proviantmangel (Wo ist all die Schokolade hin?) und fehlendem Würfelglück (Und wieder liegt die 20…) scheiterte. Mittlerweile haben sie sich von dem Fiasko erholt und widmen sich weniger gefährlichen Dingen – wie dem Jonglieren mit Brennstäben, Magie und Reisen in die Innenwelt der Menschheit.

Das Frühlingsfest der Filksmusik