DFDF 2009 – Der Anfang, von Jela

Vor der Con

Eine Filk Con wirft ihre Schatten voraus … leichtsinnigerweise hatte ich mich freiwillig gemeldet, für „Diverses“. Unter andere dafür, die Preise für den Song-Contest zu basteln. E-Mails gingen hin und her. „Seid ihr mehr Fantasy oder mehr SF?“, „Welches Thema hat denn der Contest?“ und dergleichen, bis ich eine Idee hatte, mit der ich echt zufrieden war. Das bin ich nicht mit all meinen Ideen … Außerdem musste ich mich dann, wenn auch nicht wirklich kurzfristig, so doch um einen neuen Roomshare-Partner kümmern. Und um Dinge für die Auktion. Und … und … also eigentlich wie immer. Nur, dass ich dieses mal auch mein extra dafür zum Geburtstag gewünschtes Navi in Gang bringen musste, was erstaunlich einfach war. Ich hab die Bedienungsanleitung bis heute nicht gelesen und komme trotzdem überall hin.

Freitag

So richtig dann, wann man wollte, kommt man ja nie los, aber es hat doch recht gut geklappt. Unterwegs wurden aus den befürchteten vier Stunden anreise auch nur dreieinhalb und auch wenn mein Navi wollte, dass ich noch zweihundert Meter fahre, hab ich doch den Parkplatz neben dem großen „relexa“-Schild genommen. War auch richtig. Rika hatte unser Zimmer schon bezogen und kam auch gerade aus dem Pool zurück. Wenn das mal nicht nach Luxus klingt. Ich glaube, das erste was wir gemeinsam gemacht habe war, eine Massage zu buchen. Es sollte ja eine relax-Con werden!

Bei der Registration hab ich mir dann natürlich auch ein DFDF-Schlüsselband gekauft, statt eines der liebevoll von Hand vorbereiteten Geschenkbänder zu nehmen. Und ich hab Geburtstagsgeschenke mit Alexa ausgetauscht. Ich hatte für sie Siegburger Abteilikör mit (der die Con nicht überstanden hat) und sie hatte für mich ein „Nicht Lustig“ Buch und etwas, was mir erst die Sprache verschlug. „Kieler Sprotten Schokolade“. Das klingt ganz schön eklig. Das muss Alexa auch auf meinem Gesicht gesehen haben, als sie sagte „Alle anderen mögen die!“ Als ich gegen die Schleife an der Verpackung gestoßen bin, konnte ich dann auch die ganze Aufschrift lesen: „Kieler Sprotten aus Schokolade“. Das klang schon wesentlich besser … Da ich mich für die Registration auch irgendwie freiwillig gemeldet hatte, hab ich da auch einige Zeit verbracht, konnte aber nicht wirklich was helfen und hab mich in den Auktionsraum geschlichen um dort meinen zweiten Koffer auszupacken.

Die Drachenkerzen hatten die Fahrt auch gut überstanden, das erste Experiment war also gelungen. Das waren auch nicht die Kerzen, die ich eigentlich hatte mitbringen wollen, die waren kleiner gewesen, aber als ich Anfang der Woche mit packen anfing, merkte ich „die sind viel zu klein, die muss ich neu machen!“. Irgendwann werde ich nicht mehr auf diese Stimme in meinem Kopf hören, vielleicht … Im Auktionsraum war dann außer auspacken für mich auch nicht viel zu tun, da Steve alle Zettel selber schrieb. Da hatte ich mich freiwillig zum helfen gemeldet und nichts zu tun!

Aber beim schnacken mit Filkern vergeht die Zeit bis zur Opening ja schnell. Zumal ich auch Mich noch retten musste. Sie war auf der dringenden Suche nach einer Toilette – und hatte diese auch gefunden, stand aber vor einem Rätsel. Auf einer Tür stand „D“ und auf der anderen „H“. „Which one is for girls?“ Das war schnell geklärt mit der Übersetzung in „Heroes and Damsels“, wofür mich wahrscheinlich eines Tages ein wütender feministischer Lynchmob aufsuchen wird, um zu tun, was ein Lynchmob eben tut.

Der Film, der bei der Opening gezeigt wurde, erinnerte stark an den, der vorher auch auf der Website zu sehen gewesen war, aber es sollte sich später noch auszahlen, dass wir ihn alle noch einmal gesehen hatten. Direkt im Anschluss spielte Schattenweber. Silva ist von dem nervös wirkenden Mädchen, das bei der ersten FilkCon auf der ich sie gesehen habe (wie hieß das Lied eigentlich? „how did you deserve, you his general, this new medal you’re bearing so proud“…) ein zweites Mal ansetzen musste, um durch zu kommen. Aber da war sie glaub ich auch erkältet gewesen. Bis dahin ging eigentlich alles gut. Aber bei dem Set wurde es doch recht tränenrührig.

Katy und Ju haben das Ruder dann in Bezug auf meine Stimmung wieder rum gerissen, weil man da so schön staunen konnte. Und zwischendurch lachen. Weil die beiden einfach so toll mit Missgeschicken umgehen. Egal ob Tennis-Throat oder Coughing-Arm, sie nehmen sich selbst auch gern auf die Schippe, auch wenn Katy sich dauernd im Gitarrengurt verheddert, das Kabel zu früh oder zu spät einsteckt und auch sonst der Eindruck entsteht, die Bühne sei Filker nicht gewöhnt. Bei Schattenweber war auch schon nicht alles glatt gegangen. Aber was auch kam, Katy und Ju sahen dabei toll aus. Das muss man auch einfach mal sagen. Ich hab ja höllischen Respekt vor Leuten, die eine Diät/Ernährungsumstellung durchhalten.

Beim Open Filk hatte es mich dann in den Programmable Room verschlagen, unter anderem mit Silva und Kjenjo und Alexa.  Ich da auch das Lied gespielt, das ich für Ratz geschrieben hatte und das bislang auch nur dieses eine Mal öffentlich gesungen wurde. Da hab ich wenigstens nicht mehr alleine geweint.

Samstag

Etwas müde auf dem Weg zum Frühstück – aber der Sekt, den es zum Frühstück gab, hat dann doch den Geist belebt.

Ich habe zwar mit dem Gedanken, den Aquapella Workshop ausfallen zu lassen, mehr als nur gespielt, bin dann aber doch neugierig nach unten gegangen. Der Pool war etwas kühler, als erwartet und etwas tiefer, als für mich zum singen wirklich praktisch ist. Im Wasser auf den Zehenspitzen hat man halt irgendwie nicht ganz die richtige Haltung. Die laminierten Noten waren natürlich der absolute Hit, auch wenn sie nicht alle so wasserdicht waren, wie man sich das hätte wünschen können. Für die Dauer des Workshops hat es gereicht. Rafael hat die meiste Zeit außerhalb des Pools verbracht, weil dem Töchterchen das viele Wasser wohl doch unheimlich war. Leider war danach die Sauna noch nicht heiß, so dass man sich nicht wirklich gut aufwärmen konnte.

Aber ein anständiges Mittagessen macht vieles wett. Einige haben die Spargelcreationen ausprobiert (Spargeleis klingt zwar spannend, schmeckt aber wohl wirklich nach Spargel, was dann doch eher irritierend ist), ich habe es geschafft, die Nudeln zwar als letzte am Tisch, aber dafür ohne Kirschtomaten zu bekommen und alles war gut.

Wohl gestärkt zum nächsten Highlight: Main Concert und Auction! Im Main Concert setzte sich der Trend „bei jedem Auftritt klappt irgendwas nicht so recht“ fort, wobei ich meine Patzer nicht wirklich auf den Bühnenfluch schieben kann, sondern zugeben muss, dass es wesentlich besser gelaufen wäre, wenn ich die Lieder nicht immer in ihrer hin und her korrigierten Fassung ungeübt spielen würde. Wenn ich lesen könnte, was dran ist, dann wär das Üben nicht nur einfacher sondern auch nicht ganz zu unerlässlich.

Die Auktion lief prima und ich konnte die Vor-Version von Shadow Horses, der neuen CD von Katy und Ju sichern. Ich würde es nicht unbedingt als Schnäppchen bezeichnen, aber es hieß, es gäbe für den Preis dann später noch die fertige CD dazu. (Ich kann nur allen schon jetzt sagen: Die Cd ist toll. Kauft die CD!). Und ich hab meine Kette mit F-I-L-K-E-R Perlen ersteigert. Eva hatte die mir den großen Perlen ergattert und ich hab bei den kleinen nur gehofft, dass se nicht irgendwann sagt „Ich will die für Thea“, weil ich dann nicht mehr geboten hätte.

Ju hatte für den Nachmittag den programmierbaren Raum auf „deutsche Balladen“ programmiert und das war richtig schön, vor allem, als klar war, dass es nicht im engen Sinne Balladen sein müssen. Viele Leute haben Sachen gespielt, die sich sonst nicht so anbieten, weil sie dann doch eher lang und eher deutsch sind. „Asche-Engel“ hätt ich ja nie im Circle oder in einem Spot gespielt, aber da passte er hin – und kam gut an. Ich will damit nicht sagen, dass ich das nicht gut finde, dass auf FilkCon auch bei uns irgendwie doch alles mindestens auch auf englisch gesagt wird, aber eine Runde, wo man nur deutsche Sachen singt und das auch erwartet, das war schon auch mal schön. Ich trau mich das ja sonst oft nicht, weil ich das schade finde, wenn die Hälfte nicht versteht, worum es geht.

Nach ein bisschen Zeit für ein Schwätzchen oder zwei ging es im normalen Programm dann mit geBorgt weiter – und im Hintergrund der Bühne kam es dabei zu an Summer & Fall erinnernde Instrumentenwechseln. Da sollte man meinen, bei so vielen Leuten könnte man die Instrumente gerecht verteilen, damit jeder eines hat 😉 Aber so eine Band auf der Bühne, das hat schon was.

Die haben uns gut warm gemacht für das zweite Konzert der Ehrengäste Katy und Ju. Katy hatte jetzt auch was anderes an, damit sie sich nicht dauernd im Gurt verheddert. Und wieder fand ich die beiden einfach toll, wie sie das machen. Die stehen da zu zweit und singen zu zweit und ergänzen sich einfach prima, ohne in diesem „zu zweit“ aufzugehen. Da ist halt jede nicht nur Teil eines Ganzen, sondern auch ganz und gar sie selbst. Da ist immer mal eine die Begleitung oder zweite Stimme der anderen, aber beide bringen ihren Charakter so gut und ausgewogen ein, dass keine die andere dauerhaft dominiert. Das Hauptaugenmerk wandert von hier nach da oder auch auf beide zusammen. Abwechslungsreich und harmonisch.

Im Circle war es später dann echt warm. Wir hatten tagsgüber schon immer mal die Türen auf gehabt, aber nachts haben wir uns das wegen der Fliegeviecher nicht so recht getraut. Es hatte tagsüber schon Angriffe von Insekten gegeben, die nur unter höchstem Einsatz abgewehrt werden konnten. Bis es dann so unerträglich wurde, dass wir gesagt haben „Licht aus und Türen auf!“ Im Zeitalter moderner Technik braucht man kein Licht und wir haben einige stimmungsvolle Momente mit einer wechselweisen Lesung von Poes „Raven“ und einer Antwort auf dieses Gedicht verbracht.

Sonntag

Nach einem Sektfrühstück sollte die Welt wieder besser aussehen – der Magician hat sich auch erbarmt und die abgestandene Plörre von gestern in den Sektkühler ausgegossen. Die nun leere Flasche wurde durch eine neue ersetzt und der Tag (oder zumindest das Luxusfrühstück) war gerettet.

Die Lesung von Ju wollte ich mir dann auch nicht entgehen lasen. Ich hatte sie zwar schon auf der DortCon lesen hören, aber das war ein etwas anderes Umfeld – und vielleicht sogar ein anderer Lesetext? Es war auf jeden Fall spannend. Und es gab lang nicht so dämliche Fragen oder Kommentare wie auf der DortCon … Wer zu einer Lesung kommen kann, der sollte das tun! Wer die Bücher noch nicht hat, dem sei gesagt, dass sich das ändern lässt!

Nach dem Mittagessen kam dann der Song Contest mit dem überraschenden Thema „DFDF“. Mein persönlicher Favorit war ganz klar Eva, die das „DFDF“ Thema erst subtil in den Noten eingebracht hatte, bevor es dann auch im Text raus kam. Fand ich eine wirklich schöne Idee. Das Stück von CJ war vor allem unerwartet. „Unerwartet“ ist hier kein anderes Wort für „nicht so toll“. Ich war nur in erster Linie überrascht. Ich hatte nicht gedacht, dass das geht. Die Preise gingen dann, nachdem alle abgestimmt hatten, an Franklin, der sich über die Wortwahl im Film der Opening ausließ, genau, Valerie und …. und … weiß das noch jemand?

In der Kaffeepause haben wir den Kuchenstand abgeräumt. Und Kirstin hat für die FilkContinental Homepage Fotos von Sabine und mir mit der Alien-Mütze gemacht, weil wir uns da auch für irgendwas freiwillig gemeldet hatten. Wie gesagt, eines Tages werde ich nicht mehr auf diese kleine Stimme auf, ähm, in meinem Kopf hören.

Andere Stimmen hingegen hört man ja viel zu selten. Zum Beispiel Playing Rapunzel. Ich find Mich am Keybord einfach bezaubernd. Mich und Marilisa sind einzeln toll und zusammen toll. Ich versteh zwar nicht immer alles, weil ich weniger als ein dutzend Sprachen spreche, aber man kann halt nicht alles haben. Oder doch?

Auf jeden Fall hatten wir danach alle noch eine große Portion Barbership. Und was immer man über die vier noch so sagen mag, sie heitern das Gemüt wohlgestimmt auf. So waren wir dann auch alle wach genug (Sonntag Nachmittag auf einer FilkCon nicht selbstverständlich) um die Closing Ceremony und alle darin enthaltenen, wichtigen Informationen mitzubekommen. Erster wichtiger Punkt: es wird wieder eine DFDF geben! (Alexa sagte in Bezug auf die Einnahmen der Auktion auch was von „Thank you Jela, for singlehandedly saving the Con“, aber wenn das dazu beigetragen hat, dass es eine weitere DFDF geben wird, dann sind meine Hosen – fast – gerne pleite.) Zweiter wichtiger Punkt: die Ehrengäste nächstes Jahr sind Summer & Fall! Wenn das nicht mindestens drei gute Gründe sind, dann auch wieder da zu sein. Oder meint jemand, Eva käme ohne Rafael?

Trotz des vorher erwähnten wach seins war ich doch heil froh, dass ich bis Montag gebucht hatte. Nicht nur, weil ich so noch einen weiteren Abend im Circle verbringen konnte, sondern auch, weil das mit dem wach sein auch so ne Sache ist. „Wach genug für einen Circle“ ist eben nicht das selbe wie „wach genug für vier Stunden alleine im Auto“.

Montag

So sehr man sich auf zu Hause freut, so schwer fällt einem doch der Aufbruch. Vor allem, da es das Frühstück heute angesichts der Rückfahrt auch ohne einen belebenden Sekt gab. Wenn auf dem Hinweg die Vorfreude die Fahrt verkürzte, dann waren es auf dem Rückweg die Ideen, die so eine Con im eigenen Kopf zusammenrüttelt. Es gibt nach einer Con bei mir immer so einen Inspirations-Schub, wo Pläne entstehen, die manchmal sogar umgesetzt werden. Aber egal welcher Plan es bis zur Verwirklichung schafft und welcher dann doch wieder untergeht: Ich hab die Adresse vom relexa Hotel in Bad Salzdetfurth im Navi unter „Favoriten“ gespeichert. Nächstes Jahr komm ich wieder!

Das Frühlingsfest der Filksmusik